BeReal – Die authentischste Social-Media-App?

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BeReal – Die authentischste Social-Media-App?

BeReal ist eine kostenlose Social Media App, die man seit 2020 über den AppStore oder den Google Play Store herunterladen kann. Entwickelt wurde die französische App von Alexis Barreyat und Kevin Perreau. 
Lange war die App recht unscheinbar und das Verbreitungsgebiet beschränkte sich stark auf Frankreich. So waren es im Jahr 2021 nur rund 920.000 Menschen, die die App monatlich nutzten. 2022 jedoch dann der große Durchbruch. Im August 2022, zählte die App schon 73,5 Millionen monatliche Nutzer. BeReal wurde vor allem in Frankreich, USA und UK zum Hype. In Deutschland wurde BeReal bis zum Mai 2022 156.000 mal gedownloaded.


Einen Grund für das plötzliche Wachstum lässt sich auf die Konkurrenz Instagram und TikTok zurückführen. Denn gerade dort wurde BeReal als „DIE neue Social Media App“ beworben. Allein auf TikTok wurden Videos mit dem Hashtag #bereal über 2,3 Milliarden Mal aufgerufen.

Genau wie bei den anderen Social Media Plattformen, wie Instagram, Facebook oder Snapchat, kann man bei BeReal Fotos mit seinen Freunden teilen.

Instagram
Instagram
TikTok

Was ist das Ziel der App?

„Your Friends for Real“.  

Every day at a different time, everyone is notified simultaneously to capture and share a Photo in 2 Minutes. A new and unique way to discover who your friends really are in their daily life.

Dies ist der einzige Text, den man auf der Website von BeReal findet und er beschreibt ziemlich genau das Ziel der App. Den Alltag mit seinen Freunden zu teilen, welches ausschließlich in Form von Bildern möglich ist. Authentizität ist dabei das A und O. Es gibt nicht die Möglichkeit Filter zu nutzen und auch ist es nicht möglich Postings vorzuplanen. So möchte sich BeReal den anderen Social Media Plattformen wie z.B. Instagram oder TikTok entgegenstellen.

Es scheint fast so, als wäre eine reduzierte Nutzung von sozialen Medien ein weiteres Ziel, da die App grundsätzlich nur einmal am Tag aktiv genutzt wird.


So Funktioniert es:

Alle Nutzer erhalten einmal am Tag, zu einer zufälligen Uhrzeit, eine Push-Benachrichtigung. Tippt man die Push-Nachricht an, hat man 2 Minuten Zeit, um ein Foto aufzunehmen. Spannend ist, dass das Aufnehmen des Bildes die vordere und hintere Kamera gleichzeitig auslöst. So entsteht dann sozusagen ein Bild in Bild - wie man es aus Videotelefonaten kennt. Dadurch soll bewirkt werden, dass man auf seine aktuelle Situation ungefiltert reagiert.

Interessant ist, dass man nicht einfach nur seine Zeit in der App absitzen und sich von all den anderen Posts berieseln lassen kann. Denn es ist nur möglich Fotos von seinen Freunden zu sehen, wenn selber ein Bild gepostet wird.

Obwohl die Push-Benachrichtigung einem ein Time-Limit von 2 Minuten gibt, ist es möglich, die Momentaufnahme später aufzunehmen. Wenn man das Bild nach den 2 Minuten aufnimmt und postet, wird es lediglich als „late“ markiert.
Sobald 24 Stunden verstrichen sind, wird der Post für alle entfernt. Nur man selber kann diese später noch im Archiv einsehen.

Neben den fehlenden Filtern oder Bearbeitungstools, verzichtet die Social Media Plattform auf das Anzeigen von Followerzahlen, um ein digitales Miteinander anstatt einen Wettbewerb zu kreieren. Dies zeigt sich auch in der Aussage der BeReal Gründer in der App-Beschreibung: „Wenn du ein Influencer werden willst, kannst du auf TikTok und Instagram bleiben.“

Auch BeReal lässt eine Interaktion zwischen den Nutzern zu. Anders als bei Instagram und Facebook gibt es nicht die typischen „Gefällt mir“ Möglichkeiten. Dennoch kann man auf die Beiträge der Freunde reagieren, mit sogenannten RealMojis. RealMojis sind sozusagen lebensechte Smileys, die man selber erstellt. Dazu nimmt man sich selber auf, während man ein Emoji nachahmt. Neben den RealMojis können User Beiträge kommentieren.

Obwohl BeReal selber auf deren Twitter Account den Ratschlag gepostet hat, dass man nur seine Freunde und Familie zu den Kontakten hinzufügen soll, gibt es wie bei TikTok und Instagram die Discover-Funktion. Unter dem Reiter Discover ist es möglich, öffentlich geteilte Bilder von anderen Usern aus der ganzen Welt zu sehen. Auch die eigenen Bilder können hier mit den anderen Usern öffentlich geteilt werden, diese Funktion muss doch zuerst aktiviert werden. Ansonsten bleibt das Profil privat für die eigenen Kontakte.

Wie finanziert sich die App?

Bisher ist die Plattform für User überschaubar und werbefrei. Denn aktuell finanziert sich die App über Gelder von Investoren. Langfristig wird sich aber auch BeReal monetarisieren müssen.
Andere Social Media Plattformen setzen auf eine Kombination aus Werbung und kostenpflichtigen Premium-Features für Unternehmen.

Interessant ist auch, ob die kurze Nutzungsdauer am Tag, für Unternehmen interessant ist, um Werbung schalten wollen.

Wird der „Hype“ um die App bleiben?

TikTok half BeReal das erste Mal Viral zu gehen. Laut den Nutzer- und Download Zahlen ist es auch aktuell noch ein klarer Trend. Wie dies in der Zukunft aussieht, lässt sich schwer voraussagen. 
Als TikTok auf dem Markt erschien, gab es Stimmen, die sagten, dass TikTok sich nicht neben Instagram etablieren kann. Doch auch nach der Pandemie gehört TikTok weiterhin zu den beliebtesten Social Media Plattformen.

Dennoch haben wir auch schon einige Social Media Plattformen kommen sehen, die sehr gehypt worden und plötzlich wieder verschwunden sind. 2020 hatte z.B. Clubhouse einen großen Durchbruch und wurde sehr gehypt. Mittlerweile spricht niemand mehr über die Plattform, über die man sich wie in einem Podcast mit anderen unterhalten oder diesen Gesprächen einfach lauschen konnte.

Schafft es BeReal sich weiter zu etablieren, dann könnte es eine ernsthafte Konkurrenz zu TikTok und Instagram werden. Heutzutage ist es schwer zwischen „echt“ und „Filter“ zu unterscheiden und gerade bei Instagram wird dies immer mehr kritisiert. Mittlerweile gibt es sogar schon Gerichtsurteile, wie in Norwegen, wo Fake-Fotos gekennzeichnet werden müssen.
Dementsprechend kann die Message hinter BeReal viele Leute ansprechen, die keine Lust mehr auf die „Filter-Welt“ haben.

Jedoch sind gerade die großen und etablierten Social Media Plattformen ein Problem für die neuen. Denn das Kopieren von beliebten Features der Konkurrenz ist keine neue Geschäftspraktik mehr. So implementierte Instagram schon beliebte Features z.b. von Snapchat welche nun in Form von Stories verfügbar sind. Aber auch TikToK´s Feature der kurz Videos wurde recht schnell in Form der heute bekannten Reels übernommen. 
So ist es nicht verwunderlich, dass es erste Informationen zu einer neuen Funktion bei Instagram gibt, die unter dem Namen „IG Candid Challenges“ veröffentlicht wurden. Die Vorgehensweise ähnelt 1:1 der Funktion bei BeReal.

Aber auch TikTok hat mittlerweile eine neue Funktion gelauncht, die sich TikTok Now nennt. Hier wurden unter dem Namen „TikTok Now“ die Funktionen, wie z.B. die tägliche Benachrichtigung oder das Bild in Bild-Feature von BeReal in TikToks neuen Bereich übernommen.

Eine weitere Einschränkung ist es, dass man die App meist nur ein mal am Tag benutzt, wodurch eine langfristige User-Bindung zu schaffen schwierig wird.

Dennoch bleibt es spannend, ob und wie BeReal es schaffen wird, trotz dieser Entwicklungen zu wachsen und sich zu etablieren.

Kommentar von Tamo

Ich benutze die App jetzt schon seit einigen Monaten. Anfangs war es, wie es bei neuen Dingen üblich ist, aufregend und interessant. Nach einer kurzen Dauer wurde mir es zu Langweilig und ich habe BeReal erstmal nicht weiter benutzt. Erst nachdem immer mehr Freunde auch auf die App gestoßen sind, habe ich BeReal wieder täglich genutzt und habe mich tatsächlich drauf gefreut, wenn eine Push-Benachrichtigung auf mein Handy kam. Denn so wusste ich, dass ich auch gleich eine Situation aus dem Alltag von meinen Freunden sehen kann.

Aus kommerzieller Sicht ist die App meiner Meinung nach auf Grund der wenigen Zeit, in der man BeReal verwendet, wahrscheinlich eher weniger attraktiv, um seine Werbung zu schalten. Von dem Spaß-Faktor betrachtet, macht es auf jeden Fall Sinn sich BeReal mal anzuschauen und sich einen eigenen Eindruck zu machen.

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